Enterprise-IT nachhaltiger entwickeln
Wir alle sind gefordert: Der CO2-Fußabdruck muss kleiner werden. Aber wer denkt bei der Reduktion von Umweltbelastungen an die Unternehmens-IT? Für eine nachhaltige IT müssen die entwickelten Softwareprodukte in ihrer Struktur effizienter und gleichzeitig der Betrieb der Software nachhaltiger organisiert werden. Und das geht Schritt für Schritt mit unserem Maturity Model Integrated for Green IT, kurz: MMIGIT.
Eine britische Studie aus dem Jahr 2021 kommt zum Schluss, dass der CO2-Abdruck von Internet und Computern größer ist als der des weltweiten Flugverkehrs. Und auch die Analysten von McKinsey summieren alleine für Deutschland enorme Zahlen: Der Betrieb von Rechenzentren, die Herstellung von Endgeräten für Mitarbeiter:innen oder der Betrieb von Software stand 2021 hierzulande für bis zu 17 Megatonnen CO2-äquivalenter Treibhausgase. Das entspricht in etwa der Hälfte der Gesamtemissionen von Irland.
Und die Situation wird nicht besser – im Gegenteil: Die scheinbar endlose Verfügbarkeit von Ressourcen (Energie und Hardware) hat in der IT zu strukturell ineffizienten Softwareprodukten geführt, die immer öfter neue Hardware-Anforderungen nach sich ziehen. Auch AI-Systeme werden in Zukunft das Bild in der IT-Landschaft massiv ändern, bergen jedoch einen enormen Energiehunger, der vor dem Hintergrund der Klimakrise einen Paradigmenwechsel erfordert.
Die gute Nachricht zuerst
Es ist also klar: Sowohl als ich diese Zeilen geschrieben habe als auch in dem Moment, in dem Sie diesen Artikel lesen, erhöhen wir den CO2-Ausstoß. Aber das ist natürlich nur die Spitze des „dahinschmelzenden“ Eisbergs. Die IT durchdringt immer mehr unsere alltäglichen Lebensbereiche. Das kann erstmal durch CO2-Redukionen einen positiven Effekt auf die Klimakrise haben, da mehr und mehr Prozesse online getätigt werden können. Ausdrucke werden genauso unnötig wie beispielsweise Dienstreisen. Hinter den IT-Dienstleistungen stehen aber ineffiziente Softwareprodukte, die ineffizient gehostet werden und sich somit negativ auf unsere Energiebilanz und das Klima auswirken. Damit werden die bislang eingesparten CO2-Emissionen an anderer Stelle zunichte gemacht.
Die IT-Power effizient nutzen
Aber: Das ist auch eine frohe Botschaft. Denn die allermeisten Anwendungen benötigen eigentlich nur einen kleinen Teil der zur Verfügung gestellten Power und Funktionen. Wer braucht wirklich 100 Prozent einer Datenbibliothek? Und warum verteilen wir die Anwendungen in der Cloud nicht einfach zeitlich und räumlich so, dass wir dadurch die Effizienz steigern? Das heißt in diesem Fall: Dorthin, wo genug erneuerbare Energien zur Verfügung stehen. Dies ist unter anderem mittels Cloud-Nutzung möglich. Aber das sind auch nur die ersten offenkundigen Fragen. Entscheidend ist die Erkenntnis, dass Unternehmen direkten Einfluss auf die Reduktion ihres CO2-Abdrucks haben. Und zwar zum Großteil über ihre IT.
Eine Strategie, die sich auszahlen kann: Effizientere IT braucht weniger Ressourcen, ergo weniger Energie. Der Softwarehunger nach Hardware muss reduziert werden, und das kann durch die Software selbst bewirkt werden. Durch längere Lebenszyklen von Servern, Notebooks und Smartphones muss seltener Neues angeschafft werden. Es geht also mittelfristig auch darum, Kosten bei den Investitionen zu sparen. Die Optionen liegen auf dem Tisch. Die Frage ist aber: Wie können Unternehmen das Potential tatsächlich nutzen?
Schwierige Frage – einfache Antwort
Nachhaltigkeit beginnt einerseits beim effizienten Programmieren von Anwendungen, andererseits beim Programmieren von effizienten Anwendungen. Letzteres bedeutet, dass Entwickler:innen Programmcodes schreiben, die weniger Ressourcen verbrauchen und schneller ausgeführt werden können. Ein effizienter Code senkt den Energieverbrauch und verbessert die Energieeffizienz.
Entwickler:innen können dies erreichen, indem sie beispielsweise platzsparende Datenstrukturen verwenden, unnötige Datenverarbeitung vermeiden oder die Hardware-Einstellungen optimieren. Ergänzend zur optimierten Programmierung lassen sich Energieverbrauch und Emissionen der Softwarenutzung durch räumliche und zeitliche Verteilung auf andere Rechenzentren und Lokationen reduzieren. Das nennen wir Time und Location Shifting.
Entscheidend für die tatsächliche Reduktion des CO2-Fußabdrucks ist aber nicht die isolierte Einzelmaßnahme, sondern der ganzheitliche Ansatz über alle Anwendungen. Dies erstreckt sich von der kompletten Bestandsaufnahme inklusive der Bewertung der einzelnen Komponenten im System bis zur dedizierten Messung, aus deren Ergebnissen wiederum konkrete Maßnahmen abgeleitet und umgesetzt werden müssen. Wir bei metafinanz haben dafür ein Model entwickelt, das sie Schritt für Schritt dorthin bringt: MMIGIT – Maturity Model Integrated Green IT.
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#2 Mit dem MMIGIT Schritt für Schritt zu einer grüneren IT
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#4 MMIGIT: Wie sich die Reifestufen des Green Coding leichter erklimmen lassen
Quelle Titelbild: AdobeStock/malp