Mit dem MMIGIT Schritt für Schritt zu einer grüneren IT
Die Enterprise-IT ist eine „CO2-Schleuder“. Dabei wissen viele Organisationen aber gar nicht so genau, wie groß der CO2-Fußabdruck ihrer IT tatsächlich ist, geschweige denn, wie sie ihn verringern können. Das „Maturity Model Integrated Green IT“ (MMIGIT) von metafinanz hilft ihnen dabei, ihren Status quo zu analysieren, und es führt sie schrittweise zu mehr Nachhaltigkeit.
Mit Informationstechnologie lässt sich der Ausstoß von Treibhausgaben verringern. Sie macht beispielsweise Dienstreisen und Papierarchive überflüssig, und sie ermöglicht ressourcenschonende Prozesse. Die Unternehmens-IT selbst verhält sich aber noch immer so, als wären Rechnerkapazität, Speicherplatz und Energie im Überfluss vorhanden, wie mein Kollege Eric Jochum in seinem Blog-Beitrag „Enterprise-IT nachhaltiger entwickeln“ zeigt. Es ist höchste Zeit für ein Umdenken!
Best-Practices-Sammlung und Reiseführer
Selbstverständlich sind einige Unternehmen auf dem Weg zur Nachhaltigkeit schon weiter vorangeschritten als andere. Sie haben ausgereifte Prozesse installiert, um den Ressourcen-Verbrauch und den CO2-Ausstoß ihrer IT zu messen, die Ursachen zu identifizieren und Verbesserungen zu erzielen. Andere Organisationen wiederum stehen erst am Anfang dieser Reise. Um sie alle individuell beraten und unterstützen zu können, hat metafinanz das MMIGIT entwickelt. Das Maturity Model Integrated Green IT, wie es ausgeschrieben heißt, ist gleichzeitig eine Best-Practices-Sammlung und ein „Reiseführer“ zur Produktverbesserung.
Wir wollen mit dem MMIGIT das Rad nicht neu erfinden. Netflix hat sich nicht mit Videokassetten befasst und Spotify nicht mit Tonbändern, doch haben beide auf dem aufgebaut, was existierte. Wir machen es ähnlich: Wir nutzen die vorhandenen Systeme als Basis, die wir weiterentwickeln. So orientiert sich das MMIGIT an dem vom US-Ministerium für Verteidigung (DoD, Department of Defense) definierten „Capability Maturity Model Integrated“, kurz: CMMI, einem exzellenten Hilfsmittel zur Prozessverbesserung in Softwareentwicklung und IT-Organisation. Mit dieser Best-Practices-Sammlung analysierten Anfang der 2000er-Jahre zahlreiche Unternehmen die Effizienz ihrer Prozesse.
Fünf Stufen der Reife
Das CMMI ist also Vorbild und Grundlage für das MMIGIT. Allerdings ist unser Modell speziell auf die Reife solcher Prozesse ausgerichtet, die IT-Produkte und -Services nachhaltiger gestalten. Das CMMI-Modell definierte nur Best Practices, also das „Was“, beispielsweise für eine gute Produktentwicklung. Aber es gibt keine konkreten Schritte vor, kein „Wie“. Das MMIGIT widmet sich zwar dem Wie, legt sich aber nicht auf bestimmte Produkte fest. Damit bleibt es flexibel. Es eignet sich hervorragend für eine objektive Analyse der Stärken und Schwächen unterschiedlicher Softwareprodukte sowie IT-Operationen im Hinblick auf eine Reduzierung des CO2-Fußabdrucks.
Das Modell ist quasi ein Assessment. Mit seiner Hilfe lassen sich Produkte und Services in fünf „Reifestufen“ einordnen. Diese bilden die Abszisse oder X-Achse der MMIGIT-Matrix. Jede Stufe definiert bestimmte Kriterien, die erfüllt sein müssen, bevor die nächste Stufe erreicht werden kann. Gemeinsam bilden sie eine kontinuierliche und systematische Verbesserung unterschiedlicher IT-Bereiche ab.
Hier ein kurzer Überblick:
1. „Initial“: planlos, aber guten Willens
In jedem Unternehmen sollten eine integrierte, ressourcensparende Infrastruktur und die Entwicklung effizienter Softwareprodukte eigentlich „State of the Art“ sein. Aber so ist es nicht. Bisweilen fehlt sogar das Problembewusstsein, und häufig findet man noch Ad-hoc-Prozesse ohne übergreifende Richtlinien. Hier ist ein Paradigmenwechsel notwendig. Doch die Betriebe wissen selten, wo sie anfangen und wie sie das Vorhaben organisieren sollen.
2. „Repeatable“: definiert und dokumentiert
In vielen Unternehmen gibt es schon erste Ansätze für definierte Prozesse. Sie sind aber nicht durchgängig vorhanden und auch nicht unbedingt verbindlich. Soweit existent, sind sie immerhin dokumentiert und damit „wiederholbar“. Ob sie im Unternehmen wirklich gelebt werden, ist eine andere Frage. Wer sie positiv beantwortet, hat das nächste Level erreicht.
3. „Defined“: Aus Theorie wird Praxis
Der Schritt von der Definition und Dokumentation zur praktischen Umsetzung ist meist größer als erwartet. Hier können wir uns nicht mehr auf die Technik beschränken, sondern müssen den „Faktor Mensch“ berücksichtigen. Merkmal dieser Stufe ist eine Blaupause für nachhaltige Prozesse, also ein unternehmensweiter Standard, der von allen Mitarbeitenden mitgetragen und mitgestaltet wird. Zudem streben die Unternehmen auf dieser Stufe nach klaren Prozessstrukturen und Methoden sowie zweckdienlichen Werkzeugen.
4. „Managed“: Nur was sich messen lässt …
Bekanntlich kann man nur managen, was man messen kann. Auf der nächsten Reifestufe gilt es deshalb, die definierten, dokumentierten und standardisierten Prozesse auch messbar zu machen. Dazu dienen KPIs (Key-Performance-Indikatoren)welche die Ansprüche der Stakeholder an Qualität und Prozess-Performance widerspiegeln. An diesen KPIs müssen sich die Produkte und Services messen lassen. Und auf Basis der Ergebnisse entwickelt das Unternehmen Maßnahmen für Konsolidierung und laufende Verbesserung der Prozesse.
5. „Optimizing“: alles, was die Ressource hergibt
Auf der höchsten Reifestufe sorgen die Unternehmen selbst für die kontinuierliche Optimierung. Dafür nutzen sie inkrementelle und innovative Abläufe sowie die jeweils aktuellen technischen und organisatorischen Mittel. Zum Beispiel lassen sich mit Hilfe von AI-Modellen die notwendigen Prognosen für einen möglichst effektiven Umgang mit den vorhandenen Ressourcen erstellen. Künftig werden auch Quantencomputer oder neuronale Netze der dritten Generation (neuromorphische Systeme) eingesetzt, weil sie weitaus effektiver arbeiten als konventionelle Von-Neumann-Architekturen. Die Software wird so entwickelt sein, dass sie möglichst wenig Hardware benötigt, und die Hardware holt das Optimum aus der Software heraus.
Am Beispiel der Künstlichen Intelligenz wird aber auch deutlich, dass neue Technologien nicht immer auch ein Mehr an Nachhaltigkeit bedeuten. Sie können gleichzeitig Teil der Lösung und des Problems sein. AI-Operationen beanspruchen so viel Energie, dass sie unter IT-Experten bereits als „Kohlekraftwerke der Informationstechnik“ gelten. Hier werden wohl ein Trade-off und weitere Optimierungen notwendig sein.
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#3 MMIGIT in der Praxis: Der Sparplan für das Energiekonto Ihrer IT im Schnelldurchlauf
#4 MMIGIT: Wie sich die Reifestufen des Green Coding leichter erklimmen lassen
Alle Informationen zu unserem MMIGIT – Maturity Model Integrated Green IT
Quelle Titelbild: AdobeStock/cienpies