ESG Transformation

MMIGIT: Wie sich die Reifestufen des Green Coding leichter erklimmen lassen

Artikel

31.08.2023

Das Maturity Model Integrated Green IT (MMIGIT™) beschreibt, wie sich die Disziplinen einer „grünen“ IT mit zunehmender Prozessreife entwickeln. Konkrete Handlungsanweisungen gibt es nicht vor. Dafür müssen sich die Entwickler:innen an die in großer Zahl vorhandenen „Green Coding Guides“ wenden. Doch die meisten davon haben ein Manko.

Heute würden wir, Ghazal und Eric, gern tiefer in das MMIGIT einsteigen. In unseren bereits veröffentlichten Blogposts haben wir das Modell bereits aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet: Wir haben erläutert, warum ein solches Modell sinnvoll und notwendig ist. Ferner haben wir die unterschiedlichen Reifestufen beschrieben. Schließlich haben wir gezeigt, wie die insgesamt 23 Disziplinen voneinander abhängig sind. Jetzt ist es an der Zeit, die Disziplinen und Reifekriterien zueinander in Beziehung zu setzen.

Das für knapp zwei Dutzend Disziplinen zu leisten, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Deshalb haben wir exemplarisch eine Disziplin herausgepickt, die derzeit in der Developer-Community viel diskutiert wird: „Green Coding“ zählt zu den technischen Lösungen des MMIGIT und beschäftigt sich mit der Frage, wie Anwendungen so programmiert werden können, dass ihr Einsatz möglichst wenig Energie verbraucht.

Warum Green Coding?

Der Ausdruck Green Coding steht für eine Entwicklungs-Philosophie, die auf eine hohe Effizienz des Programmcodes zielt. Konkret bedeutet das, durch geschickte Auswahl von Programmiersprachen und Code-Strukturen beispielsweise dafür zu sorgen, dass der Code schlank ausfällt, schnell ablaufen kann und keine unnötigen Datentransfers verlangt. Faktoren wie die Wahl des Datentyps – zum Beispiel „Byte“ statt „Integer“ – oder eine wirksame Exit-Strategie für Loops im Programmablauf können die Effizienz der Implementierung und damit den Ressourcenverbrauch positiv beeinflussen.

Die einzelnen Verbesserungen mögen marginal sein. Da jedoch die Prozesse tausende Male ablaufen, summieren sich die Einsparungen auf spürbare Werte.

Gemäß der europäischen Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) sind die Unternehmen in der EU – je nach Größe - schon 2024 verpflichtet, die Nachhaltigkeit ihrer IT und deren Entwicklung zu dokumentieren. Neben Green Data Management und Green Architecture ist Green Coding ein Stützpfeiler und Katalysator für eine grüne IT.

Green Coding auf den MMIGIT-Reifestufen

Nicht nur regulatorische Anforderungen sprechen für Green Coding, auch Faktoren wie Energiekosten, Reputation und – daraus folgend – eine Steigerung des Unternehmenswerts spielen eine Rolle bei der Entscheidung, ob das Unternehmen seinen Anwendungs-Code künftig effizienter entwickeln will. Falls die Antwort positiv ausfällt, wird zunächst die Stufe „Repeatable“ angestrebt.

Eine ressourcenschonende Codierung kann ein individueller Geniestreich sein. Aber das hilft beim nächsten Projekt nicht. Wiederholbar ist der Erfolg nur, wenn sich die Codierung an konkreten Guidelines orientiert. Eine solche Leitlinie von Grund auf neu zu formulieren, ist nicht unbedingt nötig. Mit Green Coding vertraute Beratungsunternehmen wie metafinanz können hier zumindest eine Struktur zur Verfügung stellen, die sich dann individuell anpassen lässt.

Wenn die Guidelines formal und inhaltlich passen, ist es sinnvoll, die Prozesse für alle Projektteams in der Organisation auf den Status „verbindlich“ zu setzen. Ein Unternehmen, das für die Disziplin Green Coding die Reifestufe „Defined“ erreichen will, muss seine Guidelines zum Standard erheben. In dieser Organisation wissen die Entwickler:innen nicht nur, auf welche Weise sie effizienten Code entwickeln können. Sie sind vielmehr verpflichtet, die festgelegten Methoden und Schritte dafür einzuhalten.

Richtig interessant wird es auf der nächsten Stufe. Hier geht es darum, den Erfolg dieser Vorgaben zu messen. Das nächste MMIGIT-Kriterium, „Managed“, bedeutet, dass Key-Performance-Indikatoren (KPIs) definiert und durch ein systematisches Monitoring abgefragt werden. Die IT muss festlegen, nach welchen Leistungsparametern sie den Code beurteilt und wie sie den Grad der Erfüllung zu messen beabsichtigt. Denn was nützen KPIs, wenn sie sich nicht überprüfen lassen?

Doch damit nicht genug, denn schon taucht die nächste Frage auf. Sie lautet: Welche Konsequenzen lassen sich aus den Monitoring-Ergebnissen ziehen? Erst wenn das Unternehmen in der Lage ist, seine Prozesse kontinuierlich zu verbessern, hat es die Stufe „(Self-)Optimizing“ erreicht.  Doch wie kann es das leisten?

Kontinuierliche Verbesserung mit KI

An dieser Stelle können selbstlernende Systeme weiterhelfen, wie sie metafinanz im Rahmen seiner „Green Coding Guidelines“ anbietet. Basierend auf konkreten Messergebnissen lassen sich mit der KI-Anwendung die verwendeten Prozesse immer weiter verfeinern und verbessern.

Selbstverständlich lässt sich das MMIGIT auch ohne unsere Guidelines gewinnbringend nutzen. Der Fairness halber wollen wir auch erwähnen, dass es auf dem Markt auch eine Reihe anderer Guidelines für Green Coding gibt. Denen fehlt jedoch etwas Wesentliches: Sie beschäftigen sich nicht mit dem auf den beiden oberen Reifestufen entscheidenden Punkt „Messmethoden“.

Aus diesem Grund haben wir unsere eigenen Green Coding Guidelines entwickelt, die für die Aufgaben Measurement und Prozessoptimierung auf KI setzen. Sie sind mittlerweile für Python und Java verfügbar. Geplant sind auch Versionen für C, C++, JavaScript, TypeScript und viele andere Programmier- oder Script-Sprachen. Gern bieten wir auch Hilfestellung in Form von Beratung an.

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Quelle Titelbild: AdobeStock/picture cells