Product Owner, Product Manager, Product Executor
Der Product Owner spielt eine Schlüsselrolle für den Team-Erfolg in agilen Frameworks. Auch wenn die Rolle meist „Product Owner“ genannt wird, so wird sie in der Realität unterschiedlich gelebt. Ich stelle hier drei stereotypische Ausprägungen in agilen Umgebungen mit ihren Vor- und Nachteilen vor – und zeigen, wie der Wechsel von der einen in die andere Rolle gelingen kann.
Der Product Executor
Der Product Executor ist geprägt durch eine starke Abhängigkeit von seinen Stakeholdern. Das drückt sich durch wenig vorhandenes Empowerment – die Übertragung der Verantwortung durch die Organisation – in seiner Rolle aus. Der Product Executor findet sich häufig in Unternehmen, die durch starke Erfahrungen aus Wasserfallmodellen geprägt sind. Er denkt weniger unternehmerisch und ist eher darauf ausgerichtet, die Wünsche und Anforderungen der Stakeholder zu erfüllen. Dies führt häufig zu Kompromissen in Hinblick auf seine Produktausrichtung, da er ständig damit beschäftigt ist, die Interessen der Stakeholder zu erfüllen.
Vorteile des Product Executors:
- hohe Stakeholder-Integration
- Berücksichtigung vieler Perspektiven
- hohe Expertise im Detail
Nachteile des Product Executors:
- wenig Autonomie bei Entscheidungen
- kaum Blick auf die Zusammenhänge, „das große Ganze“
- Produktvision kann verwässern
Der Product Manager
Der Product Manager ist kein Visionär, dafür aber ein ausgezeichneter Umsetzer. Er versteht es, eine vorgegebene Produktvision zu realisieren und dabei eng mit Teams und Stakeholdern zusammenzuarbeiten. Somit ist er in der Lage, Produkt- und Unternehmensziele zu verbinden. Der Product Manager ist jedoch wie der Executor kein Unternehmer, seine Produktentwicklung findet eher passiv durch Anforderungen von außen statt.
Vorteile des Product Managers:
- ausgezeichnete Umsetzungsperformance
- gute Zusammenarbeit mit dem Team
- verbindet vorgegebene Unternehmens- und Produktziele
Nachteile des Product Managers:
- weniger fokussiert auf die direkte Kundeninteraktion
- agiert in Teilen als Projektmanager
- abhängig von gutem Input zur Produktentwicklung von außen
Der Product Owner
Der Product Owner ist der unternehmerisch denkende Visionär. Er oder sie besitzt eine starke Verbindung zur Kundenbasis und verfolgt leidenschaftlich die Entwicklung des Produktes. Der Product Owner ist agil in seiner Denkweise und in der Lage, schnell auf Veränderungen zu reagieren. Sein Vorzug liegt in der Fähigkeit, eine klare Vision zu vermitteln und das Team zu inspirieren. Dabei agiert er als Unternehmer und ist in der Lage, mit seinem Produkt für die Organisation einen positiven Wertbeitrag zu generieren.
Vorteile des Product Owners:
- starke Kundenorientierung
- fokussiert auf Innovation
- schnelle Entscheidungsfindung
Nachteile des Product Owners:
- kann überbeansprucht sein
- Schwierigkeiten bei der Priorisierung
- kann zu Mikromanagement neigen
Unter dem Strich ist die Stärke der Verbindung zum Unternehmertum in diesen Product-Ownership-Rollen unterschiedlich stark ausgeprägt. Der Product Owner bringt die leidenschaftliche Vision und den unternehmerischen Geist ein, während der Product Manager die strategische Umsetzungsplanung übernimmt. Der Product Executor wiederum navigiert geschickt zwischen den Interessen der Stakeholder.
Rollentausch?
Welche Rolle der Product Owner einnehmen wird, hat unterschiedliche Gründe. Zum einen ist es die Persönlichkeit des jeweiligen Menschen in der Rolle, zum anderen das System, in dem sich die Person befindet. Hier geht es um vorhandene Freiräume hinsichtlich Vision und Entscheidungen, die genutzt werden können. Nicht zu vergessen die Unternehmenskultur, also alle Erfahrungen, die gemacht wurden und damit für zukünftige Verhaltensweisen prägend sind.
Sie wollen kein Product Executor mehr sein?
Arbeiten Sie sowohl mit dem Team als auch den Stakeholdern. Überlegen Sie, wo Sie Stück für Stück Elemente des Produktes – das „Wie“ – an das Team abgeben. Die freien Ressourcen lassen sich nutzen, mit den Stakeholdern ins Gespräch zu gehen und sich das Empowerment für das „Was“ des Produktes zu holen. Holen Sie aber nicht nur das Empowerment ein, also die Macht, Entscheidungen zu treffen, sondern auch das Enablement, also das Wissen und die Fähigkeiten, diese Entscheidungen im Sinne und Rahmen der Organisation zu treffen.
Sie wollen kein Product Manager mehr sein?
Sie wollen sich hin zum Product Owner entwickeln? Dann gestalten Sie die Vision des Produktes mit und führen Sie Metriken ein, die den Erfolg des Produktes messen. Aus Kundenfeedback entwickeln Sie Verbesserungen gemeinsam mit dem Team und den Stakeholdern. Skalieren Sie Ihre Tätigkeit, indem Refinement-Aufgaben an das Team delegiert werden. Agieren Sie mehr als Unternehmer, indem Sie Wert und Kosten des Produktes in Ihre Entscheidungen einfließen lassen.
Sie wollen kein Product Owner mehr sein?
Sind Sie wirklich Product Owner? Also mit der vollen Verantwortung für das Produkt sowohl über Kosten als auch Nutzen? Und können Sie Entscheidungen basierend auf Kundenfeedback und in Alignment mit der Unternehmensstrategie selbst treffen?
- Wenn nein, dann fehlt vielleicht noch das eine oder andere zur vollen Ownership
- Wenn ja, und Sie möchten tatsächlich nicht mehr? Dann suchen Sie sich einen neuen Job :-)
Die die drei Rollenbeschreibungen habe ich an den Leadership-Typen nach Bill Joiner angelehnt. Hier finden Sie mehr dazu.