Connected Platforms

Holen Sie mit APIs das Beste aus Ihren bestehenden Systemen!

Artikel

15.04.2022

Versicherungsunternehmen haben durch ihre gewachsenen Kernversicherungssysteme eine hohe Reife bei der Digitalisierung erreicht. Um neue Märkte zu erschließen und Wachstum auch zukünftig zu sichern, braucht es jetzt neben dem Willen zur Öffnung für Partnerschaften vor allem fundierte Kompetenzen im Umgang mit IT-Architekturen und Schnittstellen.

Dass viele Konzerne einen schweren Legacy-Rucksack tragen, ist hinlänglich bekannt. Die Finanzbranche ist besonders betroffen, weil sie früh in die Digitalisierung startete, ein hohes Sicherheitsniveau gewährleisten und zudem die Anforderungen des Regulierers schultern muss. Kein Wunder, dass Kernbanken- und Kernversicherungssysteme zu den größten und beharrlichsten Monolithen am Boden gehören. Wie aber können beispielsweise Versicherer ihr Portfolio erweitern oder über Partnerschaften ihre Schlagkraft im Vertrieb erhöhen?

Es zeichnet sich ab, dass die Plattformökonomie und damit die Integration von Prozessen und Systemen neuer und alter Kooperationspartner ein erfolgsversprechendes Zukunftsmodell ist. Wie bei der Industrialisierung bieten sich Vergleiche mit der Automobilbranche an: Die Hersteller haben es verstanden, enge Partnerschaften mit ihren Zulieferern zu knüpfen, um hoch individuelle Fahrzeuge mit kurzen Lieferketten effizient zu produzieren. Zum Erfolg von Tesla in den vergangenen Jahren hat in meiner Wahrnehmung neben der Software ein Effekt besonders beigetragen: Für eine ganzheitliche Mobilitätslösung muss mehr als nur das Fahrzeug attraktiv sein. Mit den Superchargern hat Elon Musk die passende Infrastruktur geschaffen, die sein ursprüngliches Produkt ideal ergänzt und den Wert für seine Kunden erheblich steigert.

Auch im Handel ist die vernetzte Ökonomie schon eine etablierter Erfolgsfaktor. Ob Amazon oder Otto: Online-Händler holen Heerscharen kleinerer Lieferanten auf ihre Plattformen und können so gegen Bereitstellung einer großen Reichweite  bei jeder Transaktion die Hand aufhalten.

Wirtschaftliches Potenzial für Versicherungen

Von diesen Erkenntnissen können auch Versicherungsunternehmen profitieren. Einmal, indem sie ihre Plattformen am Markt zu Verfügung stellen, zum anderen durch die Öffnung der Systeme, um in einem Ökosystem Services für die Wertschöpfungskette anzubieten. Schließlich hinterfragen auch Versicherungsunternehmen ihre tradierten Geschäftsmodelle und suchen nach neuen Möglichkeiten zur Entwicklung. Warum nicht etwa Leistungen wie Dokumentendruck oder Zahlungsprozesse in den eigenen Systemen im Namen und auf Rechnung von Partnern anbieten?

Integration ohne Excel?

Ein Beispiel für systemübergreifende Prozesse liefert die Verbindung von Verwaltungsprogrammen der Maklerinnen und Maklerer zum eigenen Bestandsführungssystem: Wie gestalte ich einen systemübergreifenden Prozess, der beiden Seiten hilft und das gemeinsame Business beschleunigt? Add-on-Produkte wie Garantieversicherungen, die am Point of Sale eines Partners vertrieben werden, bringen wiederum neue Herausforderungen: Wie kommt der Vertrag in das System der Versicherung – ohne den berühmten „Excel-Weitwurf?“

Potenzial von Ökosystemen

Axel Schell, CTO der Allianz Technology, hat in einem Vortrag bei den Hamburger IT-Strategietagen auf das wirtschaftliche Potenzial von Ökosystemen hingewiesen und die Bedeutung von standardisierten Schnittstellen für die Zusammenarbeit herausgestellt. Auch in meinem Projektalltag habe ich die Fähigkeit der Systeme, über offene Schnittstellen miteinander zusammenzuarbeiten, als den zentralen Erfolgsfaktor erkannt. Ansonsten verpufft der Geschwindigkeits- und Effizienzvorteil, den die Digitalisierung und Automatisierung von Geschäftsprozessen bereits erzielt hat.

Markt für Schnittstellen entwickelt sich

Für die Versicherungsbranche gibt es am Markt bereits Lösungen: Mit BiPRO existiert für die Zusammenarbeit zwischen Versicherungsunternehmen, Maklern und weiteren Teilnehmern bereits ein weit entwickelter Standard, der viele Use Cases für Vertrieb und Bestandsführung abdeckt. Was liegt näher als die Implementierung von APIs als WebServices, um Vertriebspartner ohne Medienbruch und Systemwechsel anzubinden? Ist das Backend-System erst einmal in der Lage, eine solche API zur Verfügung zu stellen, idealerweise unter Verwendung von JSON und REST, können neue Partner:innen und Prozesse schnell und ohne großen Aufwand angebunden werden.

Policen automatisch und schnell verschicken

In verschiedenen Kundenprojekten haben wir über solche Schnittstellen bereits die Verbindung von Angebots- und Bestandsführungssystem hergestellt. Dabei nutzen Endkund:innen direkt das mit HTML5 und angular.js realisierte Frontend auf der Webseite von Vertriebspartnern, über Services ist außerdem die Anbindung einer Tarifierung möglich. Die Daten werden in Echtzeit, also ohne Zeitverlust oder aufwändige, manuelle Zwischenschritte, im BiPRO-Standard an das Backend-System geliefert. Bei Standardprodukten hat die Kundschaft nach wenigen Minuten die fertige, elektronische Police im Postfach – genauso wie man dies zum Beispiel vom Online-Handel kennt.

Quelle Titelbild: AdobeStock/Bits and Splits

Verwandte Einträge