Gen Z – die Treiber der Veränderung in der Arbeitswelt?
Die Erwartungen der Generation Z an die Arbeitswelt sind andere als die ihrer Vorgänger. Sinnhaftigkeit, Flexibilität und Multikulturalität sind wichtige Werte für sie. Dementsprechend müssen sich Unternehmen anpassen und Möglichkeiten zur freien Entfaltung und Diversität bieten. Das ist auch eine Chance für alle.
Die Bäckerei schließt wegen Personalmangels, das Lieblingsrestaurant hat nur noch vier Tage die Woche geöffnet, und einen Handwerker zu bekommen ist so gut wie unmöglich. In den vergangenen Jahren ist der Arbeitskräftemangel vom theoretischen Schreckensgespenst zum erlebbaren Alltag geworden.
Die Babyboomer, also die Jahrgänge 1945 -1969, verlassen den Arbeitsmarkt. Dies führt zu einem dramatischen Schwund der Erwerbsbevölkerung. So wurden im Jahr 1964 in Deutschland 1,4 Millionen Kinder geboren, ein Rekord. Seitdem sinkt die Zahl der Geburten Jahr für Jahr. Mathematisch bedeutet dies für den Arbeitsmarkt aktuell: Es gehen 1,4 Millionen Menschen in Deutschland in Rente, während nur noch rund 0,7 Millionen, also die Hälfte, ins Arbeitsleben eintreten.
Selbstbewusst und anspruchsvoll
Dieser Trend dreht die „Verhandlungsmacht“ auf dem Arbeitsmarkt um. Gab es auf Stellenausschreibungen vor wenigen Jahren noch hunderte Bewerbungen, kommen heute nur noch wenige oder sogar gar keine passenden Kandidaten mehr.
Die Generation, die aktuell in den Arbeitsmarkt eintritt, nennt man Generation Z. Es ist die Gruppe der Geburtsjahrgänge 1997 bis 2012. Diese Altersgruppe scheint sich ihrer starken Position bewusst zu sein und erhebt andere Ansprüche an Unternehmen. Klassische Incentives wie Firmenwagen, Gehalt und Titel scheinen nicht mehr zu verfangen. Was ist es aber, was diese Generation erwartet? Hat sie überhaupt noch Interesse an Arbeit?
Es gibt einige Themen, die dieser Generation besonders wichtig sind. Hierzu gibt es zahlreiche Studien, Beobachtungen und Umfragen. Die Ergebnisse sind nicht immer eindeutig. Insgesamt kristallisieren sich aber folge Punkte heraus:
- Purpose: Für die Gen Z stehen Fragen nach einem Sinn an erster Stelle. „Was tun Sie zur Reduktion des CO2-Ausstoßes?“ „Wie trägt Ihre Firma dazu bei, dass die Welt zu einem besseren Ort wird?“ Fragen, die heute bereits im Bewerbungsgespräch gestellt werden.Daher ist es essenziell für Organisationen, den Sinn des eigenen Geschäftsmodells deutlich zu machen. Nur so können die Neueinsteiger:innen abgleichen, ob dies zu ihren eigenen Vorstellungen von Wirksamkeit auf die Gesellschaft und die Welt passt.
- Flexibilität: Die durch Corona gewonnene Flexibilität ist für viele Mitarbeitende zum „New Normal“ geworden. Hybride Arbeitsmodelle mit weniger Pflichtanwesenheit im Büro sind heute eher Standard als Ausnahme. Flexibilität ist allerdings noch viel mehr: Die Gen Z wünscht sich Flexibilität bei Arbeitszeit (Teilzeit), Arbeitsort (mobiles Arbeiten) und Arbeitsweise.
- Augenhöhe/ Diversität: „Wenn ich mich mit meinem Chef oder meiner Chefin nicht verstehe, kündige ich eben und suche mir einen Job mit netteren Führungskräften“. Die Gen Z hat ein selbstbewussteres Verständnis von Zusammenarbeit. Sie will geführt werden, aber nicht hierarchisch, sondern auf Augenhöhe. Mit anderen Worten: Junge Menschen möchten in ihrer Meinung ernst genommen werden, gleichwertig behandelt werden und die Zukunft mitgestalten. Zudem ist Diversität in all ihren Dimensionen (Alter, Religion, Hautfarbe, sexuelle Orientierung) ein wichtiges Thema der Gen Z. Für sie ist Vielfalt im Alltag und in den Medien längst Realität. Diese Wahrnehmung will sie nicht an der Tür zum Büro aufgeben. So werden jene Unternehmen Bewerber:innen anziehen, für die dies bereits gelebte Realität ist.
Die Antwort auf die Frage, wie man die Gen Z für sich gewinnt, ist nicht einfach. Klar ist aber, dass die genannten Punkte helfen, sie zu begeistern und langfristig an die Organisation zu binden. Die Gen Z ist hervorragend ausgebildet und bei der richtigen Motivation (Purpose) und den richtigen Rahmenbedingungen (Flexibilität, Augenhöhe, Diversität) bereit, einen hohen Einsatz zu erbringen.
Sind die Forderungen der Gen Z wirklich neu?
Eine Hypothese zum Schluss: Wenn man die Forderungen der Gen Z mit etwas Abstand betrachtet, handelt es sich hier im Grunde genommen nicht um innovative Forderungen, die erst jetzt ans Tageslicht treten. Eher sind es menschliche Bedürfnisse. Will nicht jeder von uns für „etwas Gutes mit Sinn“ arbeiten, als Person auf Augenhöhe wahrgenommen werden und in einem diversen, flexiblen Umfeld wirken? Vielleicht trägt die Gen Z ihre Forderungen nur lauter und selbstbewusster vor - und ist aufgrund des Arbeitskräftemangels auch in der Lage sie durchzusetzen?
Mit diesem Gedanken im Hinterkopf können Unternehmen die Transformation angehen. Am Ende werden Mitarbeitende jeder Altersgruppe profitieren und mehr Freude an der Arbeit finden.
Quelle Titelbild: AdobeStock/freshidea