
Warum die Beratung Frauen als Vorbilder braucht
Frauen sind in der Beratung nach wie vor unterrepräsentiert. Um das zu ändern, braucht es Role Models, die zeigen, wie eine Karriere im Consulting aussehen kann. Viktoria Hufnagel ist als Senior Managerin bei metafinanz ein solches Vorbild. Im Interview spricht sie offen über Herausforderungen beim Quereinstieg, die Bedeutung von Mentoring und von Mut. Außerdem erklärt sie, warum Sichtbarkeit und gelebte Diversität mehr sind als Schlagworte – nämlich Voraussetzungen für nachhaltigen Erfolg.
Du bist seit mittlerweile mehr als sechseinhalb Jahren bei metafinanz. Zuvor lag dein Schwerpunkt auf der Beurteilung und Bewertung von Vermögenswerten. Wie hast du den Weg ins Consulting gefunden?
Viktoria Hufnagel: Ziemlich aus dem Nichts (lacht). Ich war auf dem Weg nach Hamburg und saß im Flugzeug zufällig neben einem Mitarbeiter von metafinanz. Wir kamen ins Gespräch und je länger wir redeten, desto mehr hat mich das Consulting-Business fasziniert – diese Vielfalt an Themen, das projektbasierte Arbeiten, die Dynamik. Ich war so begeistert, dass ich noch am selben Abend meinen Lebenslauf an ihn geschickt habe. Anderthalb Wochen später hatte ich einen neuen Job – und mein Sitznachbar wurde mein Kollege.
Wie war dann dein Start bei metafinanz?
Viktoria: Es war ein großer Schritt für mich – und ehrlich gesagt auch ein Sprung ins kalte Wasser. Wenn man aus einer klassischen Linientätigkeit kommt, ist Consulting wirklich eine ganz andere Welt: viel schneller, viel unvorhersehbarer, oft auch herausfordernder. Ich musste plötzlich regelmäßig auf Englisch kommunizieren, was in meinem früheren Job kaum nötig war. Das war erst einmal ungewohnt. Aber mit der Zeit habe ich genau diese Dynamik schätzen gelernt. Ich konnte mich sowohl fachlich als auch persönlich enorm weiterentwickeln. Themen wie Flexibilität, Selbstorganisation oder auch Stressresistenz waren vorher nicht in diesem Maß gefordert. Heute sind sie fester Bestandteil meines Arbeitsalltags. Und: Ich wachse daran.

Was macht dir an deinen Projekten am meisten Spaß?
Viktoria: Die Vielfalt. Ich darf in kurzer Zeit in ganz unterschiedliche Themenfelder eintauchen, neue Branchen kennenlernen und dabei früh Verantwortung übernehmen. Dieses Gefühl, am Puls der Zeit zu arbeiten, ist unglaublich motivierend. Und ich weiß: Wenn ich mal merke, dass ein Thema oder ein Projekt nicht zu mir passt, kann ich mich bei metafinanz jederzeit neu orientieren. Diese Freiheit, sich weiterzuentwickeln, wird hier wirklich gelebt. Ich stehe morgens auf und denke mir: „Ich darf das hier machen.“ Das gibt mir wahnsinnig viel Energie.
Bundesweit liegt der Frauenanteil im Consulting bei nur 30 Prozent. Warum lohnt es sich als Frau trotzdem, den Schritt in die Beratung zu wagen?
Viktoria: Weil man nicht nur beruflich, sondern auch persönlich viel über sich selbst lernt. Beratung fordert dich – aber sie gibt dir auch extrem viel zurück. Wenn man gut in dem ist, was man tut, kann man sehr schnell Verantwortung übernehmen und sichtbare Erfolge erzielen. Wichtig ist dabei, authentisch zu bleiben und den Mut zu haben, neue Wege zu gehen – auch, wenn sie manchmal unbequem erscheinen. Ich persönlich finde es sehr erfüllend, diesen Weg nicht nur für mich zu gehen, sondern auch anderen Frauen zu zeigen: Es geht. Du darfst ambitioniert sein. Und du musst dich nicht verbiegen.
Wie füllst du diese Vorbildfunktion aus?
Viktoria: Ich hatte das große Glück, in meinen ersten Jahren bei metafinanz selbst starke Frauen an meiner Seite zu haben. Kolleginnen, die mir bei Fragen geholfen haben, mir Feedback gegeben haben oder einfach zugehört haben, wenn ich unsicher war. Dieses Wissen und meine persönlichen Erfahrungen gebe ich nun weiter. Inzwischen bin ich selbst Mentorin von drei jüngeren Kolleginnen. In unseren Gesprächen geht es oft gar nicht um große Karrierestrategien, sondern um alltägliche Situationen – um Zweifel, Selbstwahrnehmung, kleine Hürden. Was wir oft vergessen: Die größten Stolpersteine bauen wir uns selbst. Wir denken, wir dürfen etwas nicht – dabei sagt das niemand. Da braucht es manchmal nur einen Perspektivwechsel oder jemanden, der einen ermutigt.
Mut ist hier wohl das Zauberwort.
Viktoria: Absolut. Und ich habe gelernt: Mut zeigt sich oft in den kleinen Momenten. Wenn ich mich traue, eine unbequeme Frage zu stellen. Wenn ich eine Entscheidung treffe, auch wenn sie nicht „perfekt“ wirkt. Oder wenn ich einfach sage: „Ich probiere das jetzt.“ Ich selbst bin nach einer schweren Krankheit vor ein paar Jahren viel mutiger geworden. Ich schätze das Leben mehr als vorher und ich frage mich öfter: Was soll denn schlimmstenfalls passieren? Diese Haltung hilft mir enorm. Ich verlasse häufiger meine Komfortzone, folge meiner Intuition – und habe dadurch viele schöne berufliche Erfolge feiern können.
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