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Karriere

Empowerment ist Können, nicht Wollen

Artikel

16.02.2023

Alle reden heute von Empowerment, aber nur wenige Unternehmen meinen es nach meiner Beobachtung wirklich ernst damit. Doch auf die Bedürfnisse und Forderungen der eigenen Mitarbeitenden bezüglich Freiheiten, Autonomie, Handlungsspielräumen und Mitbestimmungsrechten einzugehen und auch selbst die Initiative zu ergreifen, lohnt sich immer!  

Ein gutes Beispiel für fehlendes Empowerment ist für mich die aktuelle Diskussion über Anwesenheitspflichten im Büro. Kaum war die Homeoffice-Pflicht vorbei, haben viele Unternehmen wieder verpflichtend ins Büro zurückgerufen. Dabei erwartet doch gerade die jetzt auf den Arbeitsmarkt drängende Generation Z eben diese neuen, flexiblen Arbeitsmodelle von ihren Arbeitgebern. Eigenverantwortung, Mitbestimmung, Gleichberechtigung und eine gesunde Work-Life-Balance sind ihnen mindestens genauso wichtig wie eine adäquate Vergütung, das zeigen diverse Umfragen.

Und oft haben Unternehmen ihren Angestellten nicht einmal überzeugende Gründe geliefert, warum sie wieder Stunden im Pendelverkehr stecken sollten – vom Stress, den Familien mit Kindern ausgesetzt sind, ganz zu schweigen. Statt sich wirklich damit auseinander zu setzen, welche Vorteile das Office den Mitarbeitenden bieten könnte, und dabei positive Anreize zu setzen, verweisen viele Unternehmen nur auf die angeblich gesteigerte Produktivität oder die Bedenken des Kontrollverlustes.

Doch genau das zählt für mich zum Empowerment, wie ich es bei metafinanz selbst immer wieder erlebe: Aktuell wurde zum Beispiel unser Münchner Büro umgebaut und an die verschiedenen Bedürfnisse der Mitarbeitenden angepasst. Jetzt dient es als freiwillige Begegnungsstätte und bietet uns ein völlig neues Arbeitserlebnis.

Ein sicherer Rahmen für selbstverantwortliches Handeln

Ein anderes Beispiel: Als ich nach dem Mutterschutz wieder in Vollzeit eingestiegen bin, kam eine HR-Kollegin von sich aus auf mich zu und hat mich gefragt, was metafinanz noch besser machen kann, um mir und anderen Müttern den Wiedereinstieg zu erleichtern. Das ist für mich echtes Empowerment: Nicht nur zu reden, sondern machen und auf Bedürfnisse eingehen, einen großartigen Rahmen zu bieten und auch immer die Bereitschaft zu haben, sich weiterzuentwickeln und die eigenen Angebote weiter zu verbessern. Denn das ist noch lange keine Selbstverständlichkeit.

Seit einiger Zeit gibt es bei uns für noch mehr Austausch ein eigenes Elternnetzwerk und auch Eltern-Kind-Büroräume. Wobei es nicht darum geht, Eltern und vor allem berufstätige Mütter nur auf das Thema Elternschaft und Beruf zu reduzieren, sondern ihnen einen sicheren Rahmen zu bieten, in dem sie alle Möglichkeiten und Freiräume bekommen.

Was bedeutet Empowerment also?

Empowerment also nur mit „Ermächtigung“ zu übersetzen, wäre viel zu kurz gegriffen. Worauf es wirklich ankommt, ist Vertrauen und Rahmen sowie Safe Spaces zu bieten, die es ermöglichen, dass die Mitarbeitenden sich frei entfalten können, gerne in die Arbeit kommen und angstfrei auch mal ihre Meinung oder ein klares Nein äußern können. Und dazu gehört Wertschätzung für die eigene Belegschaft und das Eingehen auf ihre Bedürfnisse.

Wenn das wirklich gelebt wird, sind „empowerte“ Teammitglieder letztlich zufriedener, motivierter und bereit, auch mal die „Extrameile“ zu gehen. Wobei nicht unbedingt die Extrameile gemeint ist, die sich das Unternehmen wünscht. Vielmehr geht es darum, über den Rahmen an Möglichkeiten das Beste aus jedem Individuum herauszuholen – ein bisschen wie der Zinseszins: Wenn du Gutes tust, dann bekommst du auch Gutes zurück. Das ist für mich Empowerment und diese Erfahrung versuchen wir auch, an unsere Kunden weiterzugeben.

Selbstverantwortung und Selbstbestimmung zu fördern, muss also das Ziel sein. Dazu zählt, eben offen für neue Ideen zu sein, die auf den ersten Blick verrückt wirken, und alle darin zu bestärken, ihren eigenen Weg zu gehen, Entscheidungen zu treffen, dafür zu kämpfen und gerade zu stehen, ohne sich Sorgen über Konsequenzen zu machen. Stichwort „Fehlerkultur“ – viel zitiert, aber noch viel zu wenig gelebt in Unternehmen. Durch Empowerment heben Unternehmen so versteckte Potenziale und brechen mit alten Denkmustern. Dabei sollte das Thema ganzheitlich gesehen werden, reine Lippenbekenntnisse reichen nicht aus. Das ist dieser Widerspruch zwischen Können und Wollen, der aus dem Weg geschafft werden muss.

Ein Vorteil im Wettbewerb um Talente

Unabhängig von der menschlichen Komponente und dem ökonomischen Nutzen können Unternehmen, die es ernst meinen, nur von Empowerment profitieren. Denn wir alle erleben, wie die klassischen Führungshierarchien mehr und mehr schwinden, weil etwa Startups, die es anders machen, gerade dabei sind, von links und rechts zu überholen, und das auch im Wettbewerb um Talente. Durch den Fachkräftemangel, der sich mit dem Ausscheiden der sogenannten Babyboomer aus dem Berufsleben noch verstärkt, werden Arbeitgeber plötzlich zu Bewerbern. Und auch hier wird das Empowerment eine immer stärkere Rolle spielen.

Empowerment ist keine Einbahnstraße

Aber damit das klar ist: Empowerment ist keine Einbahnstraße, sondern muss in alle Richtungen gehen und auch die Generation der „Babyboomer“ einschließen. Auch sie sollten die von mir angesprochen Freiheiten und Schutzräume genießen. Denn sie bringen oft nicht nur die größeren Erfahrungen, sondern auch das Fachwissen mit, das verloren geht, wenn sie vorzeitig aussteigen.

Echtes Empowerment schließt niemanden aus. Jedes Individuum und alle Bedürfnisse haben eine Daseinsberechtigung. Darauf einzugehen, muss das Ziel von Unternehmen sein. Dabei kommt es auf diesen Schulterschluss an, Empowerment in alle Richtungen zu verstehen und jeden einzuschließen. Dann können alle, Unternehmen, die Belegschaft insgesamt sowie die Mitarbeitenden selbst von Empowerment profitieren.

Quelle Titelbild: AdobeStock/kieferpix

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