Der IT-Betrieb – das Fundament für Business Continuity Management
Wenn das Fundament nicht solide ist, wird das Haus darauf nicht stabil stehen. Ähnlich sieht es beim Business Continuity Management (BCM) aus: Funktioniert der Normalbetrieb nicht, kann auch der Notfall auch nicht richtig gemanagt werden. Wie kann der Bereich IT-Operations handeln?
Jetzt müssen wir etwas ausholen: BCM und Krisenmanagement drehen sich um operative Ausfälle mit hochkritischen Auswirkungen. Also die abgebrannte Produktionshalle, das berühmte Flugzeug, das ins Rechenzentrum stürzt, oder der längerfristige Stillstand der zentralen ERP-Systeme. Oft kommt in Unternehmen jedoch der Wunsch nach BCM auf, weil Sand im Getriebe ist und es zu vielen Störungen und Ausfällen kommt. Das wird bei der Auftragsvergabe an das BCM-Expertenteam jedoch so nicht formuliert. Aber sind wir einmal da und schauen uns an, wie das Unternehmen und seine Prozesse laufen, haben wir schon oft gesehen, dass die großen Risiken nicht das eigentliche Problem sind – sondern das normale Tagesgeschäft.
Eskalation vom Incident zur Krise
Im Normalbetrieb tauchen regelmäßig Incidents auf, Minor oder Major, die auch in diesem Rahmen vom Incident-Management behoben werden. BCM und Krisenmanagement haben damit erstmal noch nichts zu tun. Natürlich kann es passieren (und es passiert auch immer wieder), dass sich ein Minor Incident, sprich ein scheinbar üblicher IT-Ausfall, zu einem Major Incident entwickelt, bei dem fast alle Mitarbeiter:innen arbeitsunfähig werden. Und dieser IT-Ausfall, der inzwischen einen großen Teil des Unternehmens betrifft, wird zu einem Notfall und wächst schließlich zu einer Krise heran. Dabei wird der Incident von „unten nach oben“ weitergereicht, sprich eskaliert.
Der IT-Betrieb muss laufen
Das bedeutet aber nicht, dass ein Unternehmen gleich die große Lösung für extreme Risiken ausrollen muss. Grundvoraussetzung ist ein funktionierender und gut geschmierter IT-Betrieb, wenn wir ein effektives BCM-Programm aufbauen wollen. Mitarbeitende, die tagtäglich mit Workarounds zu tun haben und durch Minor Incidents vom Arbeiten abgehalten werden, haben nämlich kein Verständnis für Notfälle und Krisen – schließlich befinden sie sich in einer Art Dauerkrise.
Veränderungen sorgen für Reibung
Die Robustheit des IT-Fundaments wird durch einen hohen Veränderungsdruck beeinflusst, der den IT-Betrieb aktuell vor zahlreiche Herausforderungen stellt. So können Continuous Delivery, Flexibilität der agilen Softwareentwicklung oder die Migration von On-premise-Rechenzentren zu Public-Cloud-Anbietern für die (fehlende) Stabilität des IT-Betriebes eine wesentliche Rolle spielen. Um den Bereich IT-Operations den Herausforderungen anzupassen, analysieren wir die Methoden der Zusammenarbeit in Betriebsteams und die bestehenden IT-Betriebsprozesse selbst. So können wir gemeinsam mit dem Kunden Verbesserungspotentiale entdecken und die Transformation in einen agilen IT-Betrieb begleiten.
Erst IT-Betrieb, dann BCM
Laufen beispielsweise Infrastruktur und Anwendungen wegen unausgereifter Prozesse und unklarer Verantwortlichkeiten in einer Public Cloud nicht stabil, müssen wir uns nicht anschauen, ob die Backup-Server tatsächlich in ausreichender Entfernung platziert sind. Denn auch dann wird der Betrieb höchstwahrscheinlich nicht robust laufen. Das ist so, als würden wir eine Feuerlöschanlage in einem Haus installieren, das niemand bewohnen kann, weil die Möbel im Boden versinken. Nur wenn das Fundament des IT-Betriebs dem agilen Reifegrad eines Unternehmens angepasst ist, kann die notwendige Reaktionsgeschwindigkeit und Robustheit gewährleistet werden, die für ein effektives BCM unabdingbar sind. „Hand in Hand“, sagen wir gerne, aber in diesem Fall muss es heißen: BCM zu starten, bevor der IT-Betrieb läuft, ist vergebene Liebesmüh‘. Erst muss das Fundament stehen und BCM darauf aufgebaut werden, anstatt das Haus zu mauern und dann das Fundament darunter zu gießen.
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