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Business-Empathie: Sei kein Nudelsalat-Berater!

Artikel

02.09.2021

In meinem Beraterleben habe ich mich intensiv mit der Idee der „Business-Empathie“ beschäftigt. Darunter verstehe ich die Übertragung des in der Psychologie verwendeten Begriffs der Empathie in einen Business-Kontext. Was das mit Nudelsalat zu tun hat, lesen Sie hier.

In der Wikipedia heißt es: „Empathie bezeichnet die Fähigkeit und Bereitschaft, Empfindungen, Emotionen, Gedanken, Motive und Persönlichkeitsmerkmale einer anderen Person zu erkennen, zu verstehen und nachzuempfinden.“ Hierauf basierend, bedeutet „Business-Empathie“ im Kontext eines Projekts, für das ich mich als Berater engagiere, folgendes:

Business-Empathie bezeichnet demnach die Fähigkeit und Bereitschaft eines Beratenden, Informationen, Signale, Konzepte, Anliegen und Organisationsmerkmale im Umfeld eines Projekts zu erkennen, zu verstehen und nachzuempfinden sowie in die Beratungstätigkeit einzubinden.

Business-Empathie ist also notwendig, um in einem Projekt über die rein technische Umsetzung eines Projektziels hinauszukommen – auch wenn das schlichte Erreichen eines Projektziels oft schon anspruchsvoll genug ist. Der empathische Moment in der Projektarbeit – das Mitgefühl – hilft Dir jedoch, den Sprung vom Umsetzer zum Bedürfnisversteher zu machen.

Mehr als den Standard bringen

Was bedeutet das? Ich möchte Dir das an einem kleinen Beispiel aus dem privaten Umfeld erläutern: Angenommen, Du bist zu einer Party eingeladen und wirst gebeten, etwas zum Essen mitzubringen. Üblicherweise fällt Deine Wahl auf etwas, das Du entweder selbst sehr lecker findest, für dessen Zubereitung Du „berühmt“ bist – oder Du gehst auf Nummer sicher, und am Ende kommt dann sehr oft Nudelsalat oder Mousse au Chocolat heraus.

Das alles hat mit „Business-Empathie“ für das Projekt „Party“ nicht viel zu tun. Eine erste Ausprägung von Empathie wäre es, sich mit den Gastgebern kurz abzustimmen und sie aus Deinen Vorschlägen auswählen zu lassen. Richtig empathisch wird es dann aber erst, wenn Du Dich mit den Gastgebern über die Party und das Drumherum unterhältst, darüber hinaus gehende Informationen aufnimmst und dann Deinen Beitrag gezielt danach gestaltest.

Mitternachtssuppe oder Limonade

Vielleicht läuft Dein Beitrag dann eher auf eine vegane Mitternachtssuppe oder einen Kanister mit selbstgemachter Limonade heraus. Auf jeden Fall wird es Dir gelingen, wenn Du Dich im Sinne der „Business-Empathie“ auf das Projekt „Party“ einlässt, einen Beitrag zu leisten, der deutlich näher an den Bedürfnissen Deiner Gastgeber liegt als der klassische Nudelsalat – vorausgesetzt natürlich, Du hast überhaupt die Fähigkeit und die Lust, Dich in die Bedürfnisse Deiner Gastgeber einzufühlen und damit Business-Empathie zu zeigen.

Sei kein Nudelsalat-Berater!

Apropos Nudelsalat: Jetzt übertrag’ doch mal den Nudelsalat auf Deine Beratungssituation, wenn Du ein Projekt in Auftrag geben willst. „Nudelsalat“-Berater findest Du doch wie Sand am Meer, oder? Aber sie werden Dich und Deine Party nicht weiterbringen, weil ihr Beitrag zwar nett ist … aber eben auch nicht sonderlich sexy. Ein Berater hingegen, der realisiert hat, dass die Party nach der Eröffnung des Buffets noch sehr lang dauern kann und dass unter den Stakeholdern auch einige Veganer sind, wird mit seiner Mitternachtssuppe ihren Geschmack treffen.

Darf’s ein bisschen mehr sein?

Das Besondere daran ist: Du als Gastgeber hast bei der Planung der Party wahrscheinlich gar nicht an eine vegane Mitternachtssuppe gedacht – obwohl Du Dir insgeheim für Deine Gäste ein glücklich machendes Event gewünscht hast, das möglichst lang und intensiv wird. Ein Berater, der dieses Bedürfnis versteht und in eine so einfache wie wirkungsvolle Handlungseinheit übersetzt, der versteht, wie „Business-Empathie“ geht.

Und hiermit sind wir dann schon bei meinem nächsten Thema: Ich denke, dass Beratung dann besonders effektiv sein kann, wenn man miteinander wie mit guten Freunden umgeht. „Freundschaft“ in der Beratung ist ein Angebot von Offenheit und Augenhöhe und führt – richtig gelebt – zwangsläufig dazu, „Bedürfnisversteher“ zu sein. Warum dieses Freundschaftsangebot in der Beratung aber nicht dazu führen muss, mitten in der Nacht bei einer Autopanne helfen zu müssen, das verrate ich Euch in meinem nächsten Beitrag.

Lessons Learned

  • „Business-Empathie“ ist mehr als die reine technische Umsetzung eines vorgegeben Projektziels. Es bedeutet, dass ich mich in das Projekt und die Situation meiner Kund*innen einfühlen kann.
  • Wenn Du wirklich ein Bedürfnisversteher werden willst, dann musst Du auch Business-Empathie können.
  • Sei nicht der Nudelsalat, sondern die vegane Mitternachtssuppe

Quelle Titelbild: AdobeStock/Richard Oechsner

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