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Future Organization

Skalierte Agilität – wie Teams effizient orchestriert werden (Teil II)

Artikel

09.03.2023

Komplexe Softwaresysteme für große Unternehmen wirklich agil zu entwickeln, stellt uns vor Herausforderungen auf vielen Ebenen: kulturell, organisatorisch, finanziell, infrastrukturell oder architektonisch. In unserer Artikelserie betrachten wir verschiedene Probleme der skalierten Agilität aus ganzheitlicher Unternehmenssicht und versuchen, praktische Verbesserungsvorschläge zu geben.

Transformation Strategy

Die skalierte agile Entwicklung erfordert, dass viele Teams auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten. Eine optimale Teamstruktur minimiert Kommunikations- und Abstimmungsaufwand und verkürzt so die Time to Market - die Dauer zwischen Idee und Lieferung. Aber gibt es überhaupt eine optimale Teamstruktur? Leider lautet die Antwort: normalerweise nicht. Aber es gibt vielversprechende Bausteine und Heuristiken, die wir nutzen können, wie wir in Teil 1 dieses Artikels gesehen haben.

In Teil II des Artikels geht es nun darum, diese Bausteine in der Praxis anzuwenden und zu verstehen, wie dadurch die Effizienz der Teamorchestrierung tatsächlich verbessert werden kann.

Wir haben gelernt: Für eine effiziente Teamorchestrierung benötigen wir die Unterstützung durch eine modulare Geschäfts- und Systemarchitektur. Anregungen für die Ausrichtung von Architektur, Wertströmen und Teamtopologie in der Praxis finden sich im Buch "Team Topologies" von Matthew Skelton und Manuel Pais. Mit ihren vier standardisierten und klar definierten Teamtypen können alle in der Praxis relevanten Teamstrukturen aufgebaut werden.

Das Bild zeigt eine grafische Darstellung, die aus drei farbigen Dreiecken besteht, die zusammen ein größeres Dreieck bilden. Jedes der drei Dreiecke repräsentiert einen wichtigen Aspekt der Organisationsstruktur und -ausrichtung. In der Mitte, wo sich die Dreiecke treffen, steht eine zentrale Aussage. Hier sind die Details:

### Dreiecke:
1. **Team Topology (grünes Dreieck oben):**
   - **Beschreibung:** Dieses Dreieck repräsentiert die Struktur und Organisation der Teams innerhalb einer Organisation. Es bezieht sich darauf, wie Teams gebildet, organisiert und miteinander vernetzt sind, um effektiv zusammenzuarbeiten.

2. **Value Streams (gelbes Dreieck links unten):**
   - **Beschreibung:** Dieses Dreieck repräsentiert die Wertströme innerhalb der Organisation. Ein Wertstrom ist eine Reihe von Schritten, die unternommen werden, um ein Produkt oder eine Dienstleistung zu liefern. Es geht darum, wie Wert für den Kunden geschaffen und geliefert wird.

3. **Architecture (rosa Dreieck rechts unten):**
   - **Beschreibung:** Dieses Dreieck repräsentiert die Architektur der Systeme und Prozesse innerhalb der Organisation. Es bezieht sich auf die Struktur und das Design der technischen und organisatorischen Systeme, die die Wertströme unterstützen.

### Zentrale Aussage:
- **Align to optimize flow (mittleres Dreieck):**
  - **Beschreibung:** Die zentrale Aussage betont die Notwendigkeit, die Team-Topologie, die Wertströme und die Architektur aufeinander abzustimmen, um den Fluss der Arbeit und den Wertstrom zu optimieren. Es geht darum, sicherzustellen, dass alle Aspekte der Organisation harmonisch zusammenarbeiten, um Effizienz und Effektivität zu maximieren.

Diese Darstellung zeigt, wie wichtig es ist, die Struktur der Teams, die Wertströme und die Architektur der Systeme aufeinander abzustimmen, um den Arbeitsfluss zu optimieren und den maximalen Wert für den Kunden zu schaffen.

(Quelle: Eigene Darstellung/metafinanz)

Zur Erinnerung: Die vier Teamkategorien sind

  • Stream-Aligned Team
  • Platform Team
  • Enabling Team
  • Complicated Subsystem Team

Die Vorteile dieser Teamkategorien und ihre (hier nicht näher beschriebenen) Interaction Patterns liegen auf der Hand: Sie dienen dem einheitlichen Verständnis der Fähigkeiten, Bedürfnisse und Verhaltensweisen von Teams. Zudem erlauben sie, Teamstrukturen leichter an veränderte Bedingungen anzupassen. Vor allem aber sind sie das Bindeglied zwischen Wertstrom und Architektur.

Das Bild zeigt eine detaillierte Darstellung eines Wertstroms (Value Stream) und die verschiedenen Teamkategorien, die an den einzelnen Schritten beteiligt sind. Hier sind die Details:

### Value Stream:
- Der Wertstrom ist in fünf Schritte unterteilt, die von links nach rechts verlaufen:
  - Step 1
  - Step 2
  - Step 3
  - Step 4
  - Step 5

### Teamkategorien:
- **Stream-Aligned Team (grün)**
- **Platform Team (rot)**
- **Enabling Team (gelb)**
- **Complicated Subsystem Team (grau)**

### Bereiche und Domänen:
1. **Customer-Facing Solutions:**
   - **Domain "Business Solutions A":**
     - Enthält mehrere Stream-Aligned Teams (ATT1 bis ATT4) und Enabling Teams (ET1 bis ET4).
   - **Domain "Business Solutions B":**
     - Enthält mehrere Stream-Aligned Teams (ATT5 bis ATT8) und Enabling Teams (ET5 bis ET8).

2. **Platform Solutions:**
   - **Domain "Platform":**
     - Enthält mehrere Platform Teams (PT1 bis PT4) und Enabling Teams (ET9 bis ET12).

3. **Modernized Legacy Solutions:**
   - **Domain "Core":**
     - Enthält mehrere Complicated Subsystem Teams (CST1 bis CST4) und Enabling Teams (ET13 bis ET16).

### Visualisierung:
- Die verschiedenen Teams sind durch Symbole dargestellt, die ihre jeweilige Kategorie anzeigen.
- Die Teams sind in den entsprechenden Domänen und Bereichen gruppiert.
- Die Enabling Teams sind durch gelbe Symbole dargestellt und unterstützen die anderen Teams in den verschiedenen Domänen.

Diese Darstellung zeigt, wie verschiedene Teamkategorien in einem Wertstrom organisiert sind und wie sie zusammenarbeiten, um Lösungen in den Bereichen Customer-Facing Solutions, Platform Solutions und Modernized Legacy Solutions zu entwickeln und zu unterstützen.

(Quelle: Eigene Darstellung/metafinanz)

Teamkategorien in der Praxis

Auf architektonischer Seite sind ebenfalls Veränderungen vorgenommen worden. Das Backend wurde modularisiert und die Business-Funktionalitäten konsequent in Customer-Facing-Komponenten sowie unterstützende Bibliotheken unterschieden. Erstere bilden direkt die Wertströme ab, letztere stellen technische Querschnittsfunktionalitäten zur Verfügung und regeln die Kommunikation zum Backend.

Cluster definieren, Teams orchestrieren

Auf dieser Basis können wir nun Cluster definieren und Teams effizient orchestrieren. Die notwendigen Synchronisierungs- und Planungs-Events werden dabei leichtgewichtiger sein als bislang. Innerhalb der Cluster (z.B. ARTs) wird es nur vergleichsweise wenige horizontale Abhängigkeiten geben, die etwa im Rahmen von "PI Plannings" betrachtet werden müssen. Und auch in der Vertikalen können Synchronisierungen und Planungen beispielsweise in "Platform Sync" Events, gegebenenfalls in geringerer Frequenz, behandelt werden.

Acht Schritte zur effizienten Teamorchestrierung

Abschließend kombinieren wir die obigen Konzepte zu einem pragmatischen heuristischen Verfahren:

  1. Verwende Wertströme als Hauptrichtlinie für die vertikale Partitionierung.
     
  2. Berücksichtige vom ersten Tag an eine modulare Architektur und klare generische Schnittstellen.
     
  3. Definiere kundenorientierte Lösungen (Customer-facing Solutions) und ordne sie den Wertströmen zu.
     
  4. Gruppiere fachlich zusammenhängende Lösungen zu Domänen.
     
  5. Setze „Stream-Aligned“, „Platform“ sowie (wenn nötig) komplizierte Subsystem-Teams ein.
     
  6. Nutze „Enabling“ Teams nach Bedarf, insbesondere am Anfang.
     
  7. Erst jetzt: Gruppiere Teams innerhalb einer jeden Domäne in ARTs, Tribes usw. je nach Bedarf zur übergreifenden Teamkoordinierung.
     
  8. Setze Orchestrierungsereignisse (Synchronisierung und Planung) innerhalb von Clustern (horizontal) und über Cluster hinweg (vertikal) auf.
     

Fazit

Als Fazit wollen wir die folgenden Punkte festhalten:

  • Agilität bedeutet nicht, schneller zu arbeiten, sondern sich auf die Wertschöpfung zu konzentrieren und durch optimierte Organisation und Abläufe weniger zu warten. Eine intelligente Teamtopologie und Organisationsstruktur sind der Schlüssel zu diesem Ziel.
  • Sowohl Wertströme als auch eine modulare Architektur müssen von Anfang an berücksichtigt werden, um eine effiziente Teamtopologie aufzubauen.
  • Die von Skelton und Pais definierten Teamkategorien bieten einen großartigen Rahmen, um die Teamstruktur flexibel an Wertströme und Architektur auszurichten.
  • Cluster (ARTs, Tribes) und ihre zugehörigen Orchestrierungs-Events (Planung und Synchronisation) sollten erst am Ende des oben beschriebenen Prozesses und so schlank wie möglich definiert werden, um so den Wertfluss maximieren zu können.

Co-Autor: Stefan Hanslmaier (Allianz – XING)

Quelle Titelbild: AdobeStock/C.Castilla

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