Nur 42 Prozent der Entscheider halten den Mittelstand für zukunftsfähig

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05.10.2023

Die Führungskräfte kleiner und mittelständischer Unternehmen (KMU) in Deutschland blicken skeptisch in die Zukunft. Nur 42 Prozent halten den Mittelstand für zukunftsfähig. Das ist das Ergebnis einer Umfrage unter 520 Führungskräften in KMU im Auftrag von metafinanz.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten die Zukunftsfähigkeit auf einer Skala von 1 bis 6 einordnen. 1 bedeutete „sehr zukunftsfähig“, 6 „überhaupt nicht zukunftsfähig“. Nur 42 Prozent entschieden sich für die Noten 1 und 2, die Mehrheit (51 Prozent) tendierte zu 3 und 4, rund 4 Prozent sprachen dem Mittelstand jegliche Zukunftsfähigkeit ab, 3 Prozent wollten keine Einstufung vornehmen.

Die größten Hindernisse sehen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Studie derzeit in externen Einflüssen wie der Bürokratie oder dem Fachkräftemangel. Doch auch innerbetriebliche Faktoren, wie unzeitgemäße Führungs- und Firmenkulturen oder die fehlende Umsetzungskompetenz, spielen eine wichtige Rolle.

Der Mittelstand ist der Beschäftigungs- und Wirtschaftsmotor Deutschlands. Damit er das Land weiterhin am Laufen halten kann, müssen die Unternehmen jetzt die Weichen für die Zukunft stellen.

Rainer Göttmann

Geschäftsführer

Die interviewten Personen sollten aus einer Liste die momentan größten Hindernisse für die Zukunftsfähigkeit im Mittelstand auswählen, wobei Mehrfachnennungen möglich waren. Für mehr als jeden zweiten Befragten sind dies „Überregulierung/Bürokratie“ (61 Prozent) und „Fachkräftemangel“ (58 Prozent). Mehr als jeder Fünfte nannte „Unzeitgemäße Führungs- und Firmenkulturen“ (36 Prozent), „Technologieskepsis“ (29 Prozent) sowie „Fehlende Umsetzungskompetenz“ (23 Prozent) als Schwäche.

 „Zudem wollten wir von den Befragten wissen, welche drei größten Herausforderungen in den kommenden Jahren zu bewältigen sind, um zukunftsfähig zu bleiben“, ergänzt Göttmann. Zwar landen mit dem Fachkräftemangel (51 Prozent) und den steigenden Energiekosten (40 Prozent) erneut externe Faktoren auf den ersten Plätzen der Sorgenliste. Aber neben den Rahmenbedingungen sahen die Befragten auch „Digitale Transformation“ (36 Prozent), „Nachhaltige Transformation“ (28 Prozent) und „Cybersicherheit“ (28 Prozent) als Herausforderungen an, um die eigene Zukunftsfähigkeit zu gewährleisten. Deswegen mahnt Göttmann: „Die Betriebe bleiben nur dann wettbewerbsfähig, wenn sie für diese innerbetrieblichen Probleme Lösungen finden.“

Wer jetzt handeln sollte

Die interviewten Führungskräfte sollten zudem angeben, wen sie in der Hauptverantwortung sehen, etwas für die Zukunftsfähigkeit des Mittelstandes zu tun. Fast jeder Zweite nannte „Die Politik“ (48 Prozent), für vier von zehn Befragten ist „der einzelne Unternehmer“ (40 Prozent) in der Pflicht. Dass aus Sicht der Befragten die Politik eine entscheidende Rolle spielt, um Zukunftsfähigkeit zu gestalten, überrascht Göttmann nicht. Er vertraut aber dem Gestaltungswillen der KMU: „Die Betriebe sollten ihre Zukunft nicht anderen überlassen, sondern die Herausforderungen zügig annehmen. Vor allem Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Cybersicherheit, moderne Arbeitsweisen und Prozesse sollten jetzt ganz oben auf der Prioritätenliste stehen.“

Branchen, die als besonders zukunftsfähig gelten 

Um Unterschiede zwischen den Wirtschaftszweigen zu identifizieren, sollten die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer die drei Branchen auswählen, die sie für zukunftsfähig halten. Für fast jeden zweiten Befragten schneidet der Energie- und Umweltsektor (49 Prozent) am besten ab, dicht gefolgt von der Pharma- und Gesundheitsbranche (48 Prozent). Auf Platz drei folgt der Maschinenbau mit 41 Prozent. Lediglich im Mittelfeld landen sowohl die Automobilindustrie (22 Prozent) als auch der Handel (22 Prozent) sowie der Finanz-, Versicherungs- und Immobiliensektor (22 Prozent). Zu den Schlusslichtern zählen die Bau- (16 Prozent) sowie die Medien- und Verlagsbranche (8 Prozent). 

Unterschiede zwischen den Führungsebenen

Auffällig ist, dass sich die Antworten von Befragten unterschiedlicher Führungsebenen bei einzelnen Fragen deutlich unterscheiden, wie folgendes Beispiel belegt. 
Das legt den Schluss nahe, dass das Management einige Bedingungen für Zukunftsfähigkeit stärker gewichtet als Inhaberinnen und Inhaber von Unternehmen sowie Mitglieder von Vorständen oder Aufsichtsräten. Ein möglicher Grund dafür könnte sein, dass Angehörige des Managements näher am operativen Geschehen dran sind als die oberste Führungsebene. Göttmann: „Der Grundstein für die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens wird zwar im Vorstand gelegt. Allerdings gelingt sie nur dann, wenn alle im Betrieb daran mitwirken.“  

Über die Studie

Die Ergebnisse stammen aus einer Online-Umfrage, die YouGov Deutschland im Auftrag von metafinanz durchgeführt hat. Zwischen dem 20. Juli und dem 6. August 2023 befragte YouGov insgesamt 520 Führungskräfte in mittelständischen Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als 20 Millionen Euro.

Zur Studie

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